Günter Bischoff
Atlantis – die Enträtselung im 20.
Jahrhundert
(Veröffentlicht in
EFODON-SYNESIS Nr. 3/2005)
Noch immer fasziniert das Thema
Atlantis viele historisch interessierte Menschen. Seitdem der griechische
Philosoph Platon das versunkene Inselreich im -4. Jahrhundert in seinen
Dialogen „Kritias“ und „Timaios“ erwähnte, haben sich viele bedeutende Forscher
an der Lösung dieses großen Rätsels versucht (1). Wollte uns Platon nur ein
Fabelland vorstellen, oder hatte er tatsächlich Kunde erhalten von einer
hochstehenden, lange vor seiner Zeit versunkenen Kultur? Lohnt es sich
überhaupt noch zu suchen, wenn über zwei Jahrtausende an Nachforschungen keine
eindeutigen archäologischen Beweise zutage brachten?
Schon manches Mal glaubte man,
die Enträtselung sei gelungen, doch nach anfänglicher Euphorie wurden immer
wieder ernst zu nehmende Einwände vorgebracht. Zu den bisher am häufigsten
diskutierten Lokalisierungen zählen die Azoren, die Kanarischen Inseln, die
alte südspanische Handelsstadt Tartessos, Kreta und die nahe gelegene
Vulkaninsel Thera, die Sahara und neuerdings auch Troja. Die wissenschaftlichen
Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte lassen aber bei diesen Hypothesen große
Widersprüche zu Platons Überlieferung deutlich werden, und wichtige Passagen des
Atlantisberichts finden keine Erklärung. Eine nunmehr über fünfzig Jahre alte,
oft als Auffassung eines Außenseiters angesehene Theorie kommt nach dem
heutigen Wissensstand der Wahrheit am nächsten. Sie stammt vom Pastor und
Archäologen Jürgen Spanuth (1907–1998), der lange Zeit die kleine
nordfriesische Landgemeinde Bordelum als Seelsorger betreute. Im Jahre 1953
veröffentlichte er seine Gedanken erstmals in dem Buch „Das enträtselte
Atlantis“. Das löste den bisher heftigsten Meinungsstreit um dieses Problem
aus, der bis heute noch nicht beendet ist. Doch eine ganze Reihe von
Wissenschaftlern teilt inzwischen die Hauptansichten dieses Forschers (2). In
aller Kürze kann die Lösung des alten Rätsels so zusammengefasst werden:
Platon verarbeitete glaubwürdige
Informationen ägyptischer Priester über die Heimat der Nord- und Seevölker in
Südskandinavien und Mitteleuropa. Die meisten Einzelheiten beziehen sich dabei
auf die ehemaligen Inseln in der Deutschen Bucht und die angrenzenden
Küstengebiete. Ihre Zerstörung in einer besonders verheerenden Sturmflut am
Ende der Bronzezeit ging als Untergang von Atlantis in die Geschichte ein.
Der Gedanke an ein Atlantis im
Bereich der Nordsee mag zunächst befremden, doch bei Spanuths Deutungen stimmen
Überlieferung und Realität am Besten überein. Auf seine Hauptargumente, aber
auch auf wichtige Erkenntnisse anderer Wissenschaftler und auf besonders
umstrittene Details der Atlantisforschung soll im Folgenden näher eingegangen
werden.
Abb.
1: Seeschlachtszenen zwischen Ägyptern (Schiffe mit Löwenköpfen) und den Nord-
und Seevölkern (Schiffe mit Vogelköpfen; Krieger mit „Strahlenkronen“)
Missverstandene
Zeitangaben
Platon ging es bei der
Abfassung der erwähnten Dialoge nicht so sehr um Vorstellungen von einem
idealen Staat. Vielmehr suchte er für eine historische Abhandlung zuverlässige
Informationen über einen realen, starken Gegenspieler zu Ur-Athen, um die ehemals
vorbildliche Staatsordnung seiner Heimatstadt gebührend würdigen zu können. Bei
einer seiner Zusammenkünfte mit Kritias und anderen befreundeten Gelehrten kam
das Gespräch auch auf das Gemeinwesen der Atlanter. Es schien Platon für seine
Absichten brauchbar und überdies verbürgt zu sein, weil die Kunde darüber der
allgemein verehrte Staatsmann Solon aus Ägypten mitgebracht haben soll.
Wie wir jetzt wissen, enthält
die Schilderung der Verhältnisse auf Atlantis neben überaus wertvollen
Informationen auch Irrtümer, Missverständnisse und mythologische
Ausschmückungen. Nicht zuletzt trugen fehlerhafte Übersetzungen und umstrittene
Deutungen der griechischen Quellen dazu bei, ein teilweise falsches Bild des
versunkenen Inselreiches von Generation zu Generation weiter zu geben. Welche
Erkenntnisse können nun heute als gesichert angesehen werden oder wenigstens
als äußerst wahrscheinlich gelten?
Zweifellos kann der in den
Dialogen „Kritias“ und „Timaios“ beschriebene Untergang von Atlantis nur am
Ende der Bronzezeit, im -14. oder -13. Jahrhundert stattgefunden haben. Diese
Feststellung ist von großer Bedeutung, weil Platon uns unwissentlich falsche
Zeitangaben überlieferte. 9000 oder 8000 Jahre vor seiner Zeit (3), also
während der Mittelsteinzeit, gab es nachweislich noch keinen ägyptischen Staat
und keine Stadt Athen, die von den Atlantern hätten angegriffen werden können.
Eben so wenig wäre für diese Zeitepoche die Verwendung von Streitwagen und
Kriegsschiffen, die massenhafte Nutzung von Kupfer und Zinn, vereinzelt auch
schon von Eisen, erklärbar. Diese Errungenschaften lassen sich aber ohne
Schwierigkeiten mit unserem Geschichtsbild in Einklang bringen, wenn man von
einer Überlieferung aus der späten Bronzezeit ausgeht. Zu dieser Erkenntnis
gelangte bereits der schwedische Universalgelehrte Olof Rudbeck am Ende des 17.
Jahrhunderts. Mit einiger Sicherheit fand er auch die Erklärung für die
falschen Zeitangaben, indem er auf die Verwechslung der altorientalischen
Zählung nach Monaten mit der später aufkommenden Zählung nach Jahren hinwies.
Nach J. Spanuth bedeutet die ägyptische Hieroglyphe für „Jahr“ auch „Umlauf“.
Damit war in alten Zeiten offenbar der siderische Mondumlauf gemeint. Rechnet
man nämlich 9000 Monate zu 28 Tagen von Solons Ägyptenbesuch im Jahre -571
zurück, so gelangt man in die 2. Hälfte des 13. vorchristlichen Jahrhunderts,
dem tatsächlichen Zeitpunkt der Geschehnisse (4). Auch später gab es in
ägyptischen Urkunden noch andere unrealistische Zeitangaben. So sollen
beispielsweise seit dem Beginn der 1. Dynastie (um -3100) bis zum Ende der 30.
Dynastie (-332) 36.525 „Jahre“ vergangen sein.
Dass wirklich nur das Ende der
Bronzezeit und nicht etwa die Mittelsteinzeit vor über 10.000 Jahren als
Untergangszeitraum in Frage kommt, kann mit einem weiteren sicheren Indiz
belegt werden. Im Dialog „Kritias“ kommen nicht nur die Zustände auf Atlantis,
sondern auch die in Ur-Athen zur Sprache. Es wird unter anderem detailliert
eine zyklopische Mauer beschrieben, die tatsächlich von Archäologen ausgegraben
wurde und von diesen als Schutzwall gegen die im -13. Jahrhundert vordringenden
Nord- und Seevölker angesehen wird (5).
Abb.
2: um -1220 versunkene Marschen und Inseln vor der Westküste von
Schleswig-Holstein (nach J. Spanuth, 1953)
Der
Angriff der Nord- und Seevölker
Der Wiener Altphilologe W.
Brandenstein und J. Spanuth folgten vor 1950 als erste Forscher der Spur,
wonach Solon sein Wissen von ägyptischen Priestern aus der im westlichen
Nildelta gelegenen Stadt Sais erhalten habe. Tatsächlich finden sich heute noch
zugängliche Dokumente, in denen erstaunlich genau dieselben Ereignisse wie in
Platons Atlantisbericht geschildert werden. Allen voran seien hier der Papyris
Harris, der die Kriegstaten des Pharaos Ramses III. verherrlicht, und die
Inschriften auf dem Tempel in Medinet Habu genannt. Darin ist neben vielen
anderen Übereinstimmungen die Rede von Völkerschaften, die über Teile von
Europa und Afrika herrschten und Ägypten schwer bedrängten. Sie seien „von den
Inseln und Festländern am Weltmeer im fernsten Norden“, „von den Inseln im
Ozean“ und „von den Enden der Erde“ gekommen. Ihr Land sei untergegangen, das
„Haupt ihrer Städte vernichtet“ und „ihre Inseln vom Sturm ausgerissen und
weggeweht“ (6). Danach steht fest: Platon hat Atlantis nicht erfunden, sondern
seinen Dialogen liegen historische Ereignisse zugrunde.
Die Völkerschaften, die zur
Regierungszeit Ramses III. in die Mittelmeerwelt einbrachen, wurden in den
ägyptischen Urkunden als „Nord- und Seevölker“ bezeichnet. Sie zogen im -13.
und -12. Jahrhundert durch weite Teile Europas, unterwarfen die griechischen
Stadtstaaten mit Ausnahme Ur-Athens und zerstörten das in Kleinasien gelegene Hethiterreich
binnen weniger Wochen. Schließlich hatten sie die Absicht, zusammen mit den
Libyern in Ägypten einzufallen. Im Jahre -1191 kam es im Nildelta zu einer
Entscheidungsschlacht, die bis zu diesem Zeitpunkt die größte der
Weltgeschichte gewesen sein dürfte. Die zeitgenössischen ägyptischen Quellen
verschweigen die sonst mit Akribie angegebenen Zahlen über gefangene und
getötete Feinde. Jedoch die für die Reichsverteidigung aufgebotenen 700.000
Krieger und 2000 Kriegsschiffe lassen das für damalige Zeiten ungeheure Ausmaß
der Kämpfe ahnen. Der Angriff konnte unter Aufbietung aller Kräfte noch einmal
zurückgeschlagen werden. Weitere Kämpfe mit den Nord- und Seevölkern in den
darauf folgenden Jahrzehnten schwächten das Land aber derart, dass die Pharaonen
einen wirtschaftlichen und politischen Niedergang nicht mehr verhindern
konnten.
Einen plastischen Eindruck von
der erbitterten Abwehrschlacht der Ägypter vermitteln die auf etwa 10.000
Quadratmeter Fläche eingemeißelten Reliefs an den Tempelwänden von Medinet
Habu. Beispielsweise trägt ein Teil der Eroberer runde Bronzeschilde und als
Kopfschmuck Hörnerhelme oder als Rosshaarbüschel gedeutete „Strahlenkronen“.
Außerdem müssen jene Krieger tüchtige Seefahrer gewesen sein. Ihre wendigen
Segelschiffe mit den hochgezogenen und mit Vogelköpfen verzierten Vorder- und
Hintersteven ähneln sehr den zweitausend Jahre später die Weltmeere kreuzenden
Wikingerschiffen. Gerade die abgebildeten Kampfszenen konnten nun neben
archäologischen Fundstücken zurate gezogen werden, um Hinweise über die
Herkunft der fremden Völkerschaften zu erhalten. Dass sich Platons Atlanter
unter den in Ägypten eingefallenen Nord- und Seevölkern befanden, ist
zweifellos die wichtigste Entdeckung der modernen Atlantisforschung.
Es bedurfte jahrelanger
Forschungsarbeit der Archäologen zur Beantwortung der Frage, um welche
Völkerschaften es sich bei den Nord- und Seevölkern im Einzelnen handelte und
woher sie kamen. Nach unseren heutigen Erkenntnissen stellen die Nord- und
Seevölker eine Vereinigung von spätbronzezeitlichen Stämmen dar, die vor allem
aus Mitteleuropa und den nördlicher gelegenen Gebieten kamen und durch
Naturkatastrophen großen Ausmaßes zur „Großen Wanderung“ in neue
Siedlungsgebiete gezwungen wurden (7). Den militärisch stärksten Teil dieser
Koalition bildeten die aus der Bibel bekannten Philister, die sich nach dem
misslungenen Angriff auf Ägypten in Palästina ansiedelten und diesem Land
seinen Namen gaben. Sie gehörten ebenfalls zu den so genannten frühen
Urnenfelderleuten. Ihr Name wurde aus der Sitte abgeleitet, die Asche der
verbrannten Toten in verzierten Tonurnen aufzubewahren und auf Feldern
beizusetzen.
Die ägyptischen Quellen
berichten von den Philistern, sie seien die „Übriggebliebenen von versunkenen
Inseln“ gewesen, die im nördlichen Ozean gelegen hätten. Sie wurden auch als
„Haunebu“ bezeichnet, aus deren Heimat der Bernstein gekommen sein soll (8).
Ein anderes Mal ist in diesem Zusammenhang von den „Neunbogenvölkern“ die Rede.
Nach ägyptischer Vorstellung unterteilte man den damals bekannten Erdkreis von
Süden nach Norden in zehn Bogen. Der neunte Bogen befand sich dort, wo „der
längste Tag 17 Stunden dauert“, also das Gebiet um den 54. Breitengrad (9). Es
kamen deshalb bei der Suche nach Atlantis nur die an die Nord- und Ostsee
angrenzenden Gebiete der frühen Urnenfelderleute in Frage.
Abb.
3: Der Sonnenwagen von Trundholm (um -1500).
Die Spur
führt nach Helgoland
Tatsächlich konnten Geologen im
19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Nordseeküste den Untergang
zahlreicher Marschen und die Zerstörung weiter Küstengebiete nachweisen. Am
Ende der Bronzezeit, etwa um -1220, versanken in einer verheerenden Sturmflut
ein großer Teil der Westküste von Schleswig-Holstein und Dänemark sowie viele
vorgelagerte Inseln.
Eine von ihnen war die
Hauptbernsteininsel Althelgoland. Sie war um ein Vielfaches größer als heute
und erstreckte sich östlich des Buntsandsteinfelsens in Richtung Eiderstedt. In
ihr sah J. Spanuth die „Heilige Insel“ Basileia des Atlantisberichtes, und er
hatte gute Argumente dafür. Platon charakterisierte Lage und Aussehen der
„Königs- und Säuleninsel“, wie man Basileia übersetzen könnte (10), wie folgt:
Die natürlichen Gegebenheiten
in der Helgoländer Bucht zu Ausgang der Bronzezeit lassen sich mit vielen
Details des Atlantisberichts gut in Einklang bringen. Althelgoland lag an der
Mündung von vier großen Strömen: der Weser, der Elbe, der Eider und ihrem heute
nicht mehr existierenden Nebenfluss Hever. Alle Mündungsgebiete lagen vor der
Überschwemmungskatastrophe südlich der Insel nahe beieinander. Eine fast durchgehende
Verbindung „in das gegenüber liegende Meer“, nämlich die Ostsee, war über die
damals viel größere Eider, die Treene, die Reider Au bis zur Schlei möglich.
Die kleine Lücke zwischen den beiden letztgenannten Flüssen dürfte durch
Kanalbauten geschlossen worden sein (11). Althelgoland besaß demnach eine
hervorragende Lage als Handelszentrum für Waren aus dem Landesinneren und den
Ostseeküstengebieten. Außerdem waren die Häfen der Insel günstige
Umschlagplätze im Fernhandel mit den anderen Nordseeländern sowie den
Mittelmeerländern.
Für Seefahrer, die sich von
England her näherten, war der damals über 70 m hohe Buntsandsteinfelsen ein
unverwechselbares Erkennungsmerkmal. Eine solche Insel, deren vorderster Teil
„wie mit dem Messer abgeschnitten“ aufragt, gibt es im gesamten Nordseeraum
kein zweites Mal. Auch die roten, weißen und schwarzen Steine sind in dieser
Kombination nur an wenigen Stellen auf der Erde anzutreffen: „... rot ist die
Kant ...“ wird in einem alten Helgoländer Spruch die auffällige Farbe des
Buntsandsteinfelsens wiedergegeben. Die heute nicht mehr existierenden weißen
Felsen bestanden aus Gips, Kreide und Muschelkalk. Die letzten Reste der
ehemals sehr hohen „Wittenklyppe“ im Gebiet der heutigen „Düne“ fielen im Jahre
1711 einer Sturmflut zum Opfer. Ein blauschwarzer bis schwarzer Felsen steht
heute noch in geringer Meerestiefe nördlich der Düne. Er erhielt seine Farbe
durch eine Imprägnierung mit kohlensaurem Kupfer (12). Diese drei farblich
markanten und hoch aufragenden Felsen boten in der Bronzezeit gewiss einen
prächtigen Anblick.
Nach dem Versinken von
Althelgoland und anderer friesischer Inseln breitete sich an dieser Stelle ein
seichtes Schlamm-Meer aus, das jede Schifffahrt behinderte. Die meisten
Atlantisforscher ignorieren diese wichtige Aussage, weil sie keine Erklärung
dafür finden (13). In der Deutschen Bucht fällt hingegen das Wattenmeer
sogleich ins Auge, das sich bis zur niederländischen Küste hinzieht. Dieser
amphibische Saum zwischen festem Land und offenem Meer kann nur in den flachen
Schelfmeeren der Festlandsockel entstehen. Starke Gezeitenkräfte bewirken die
regelmäßige Ablagerung von Schlamm und Schlick sowie die Bildung von
sporadischen Wasserabläufen, den Prielen. Platon erhielt sehr wahrscheinlich
aktuelle Kunde von diesem Schlammmeer, weil der Forschungsreisende Pytheas von
Massalia um -350 gerade von seinen Erkundungen zurückgekehrt war, die ihn bis
nach Schottland, Thule und zu den Inseln in der Deutschen Bucht führten.
Abb.
4: Formen der Buchstaben des Tifinagh-Alphabets.
Der
geheimnisvolle Oreichalkos
Eine weitere starke Stütze
erhielt Spanuths Theorie durch die glaubwürdige Deutung eines sonderbaren
Stoffes, den die „damals lebenden Menschen nächst dem Gold am meisten
schätzten“, den Oreichalkos. Das feurig glänzende „Goldkupfererz“, so die
wörtliche Übersetzung, sollen die Atlanter benutzt haben, um die Decke, die
Säulen und Fußböden ihres Tempels zu belegen und Mauerkronen zu verzieren.
Die Wissenschaftler erhofften
sich gerade von der Enträtselung dieses Stoffes einen wichtigen Hinweis zur
Lage von Atlantis. Es fehlte nicht an den seltsamsten Vermutungen. Am meisten
Verbreitung fand schließlich die Annahme, dass es sich wohl nur um Messing
handeln könne. Jedoch Platons Überlieferung zufolge grub man den Oreichalkos an
vielen Stellen aus der Erde, und Legierungen kommen bekanntlich in der freien
Natur nicht vor. Wiederum kam Spanuth als Erstem der Gedanke, dass die
Beschreibung nur auf den Bernstein zutreffen kann (14).
Dieses gelbe bis dunkelbraune
fossile Harz wurde aber in der Bronzezeit nicht wie heute im Ostseegebiet,
sondern hauptsächlich vor der Westküste Schleswig-Holsteins gewonnen. Der Handel
mit dem begehrten nordischen Bernstein verhalf der einheimischen Bevölkerung zu
ansehnlichem Reichtum. Das „Gold des Nordens“ gelangte auf Bernsteinstraßen,
die in der Elbmündung ihren Anfang nahmen, über beschwerliche Alpenpässe hinweg
bis in die Mittelmeerländer. Kostbare Grabbeigaben aus Bernstein wurden in fast
ganz Europa und im Königsgrab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun gefunden. Die
Bevölkerung Jütlands entwickelte im Laufe der Jahrhunderte eine hohe
Kunstfertigkeit in der Bearbeitung der Schmuckgegenstände. Man verstand es, das
fossile Harz in Öl zu kochen und als „Bernsteinlack“ zum Maueranstrich zu
verwenden. So ist der Hinweis verständlich, dass die Atlanter den Oreichalkos
mit Öl auftrugen. Nach dem Untergang der bronzezeitlichen Marschen ging der
Bernsteinhandel mit den Mittelmeerländern spürbar zurück. Deshalb war der
Oreichalkos zu Platons Zeiten „nur mehr noch dem Namen nach bekannt“. Eine
Frage blieb bisher jedoch ungeklärt. Warum verwendete der griechische Philosoph
nicht die damals gebräuchlichere Bezeichnung „Elektron“ für Bernstein?
Zumindest aber haben die Griechen den „Oreichalkos“ dem fossilen Harz nahe
gestellt (15). Trotz dieser geringfügigen Bedenken ist Spanuths Gleichsetzung
des „Oreichalkos“ mit Bernstein bis heute die beste Deutung geblieben (16).
Um einen weiteren, in der
Bronzezeit dringend benötigten Rohstoff, wurde ebenso heftig gestritten. Dem
Atlantisbericht zufolge brachen die Bewohner gediegenes und schmelzbares Kupfer
auf der Insel. Auch der Helgoländer Felsen birgt in den weißen, grünlichen und
braunroten Schichten des Buntsandsteins sehr auffällig einige Kupfererze.
Häufig fand man erbsengroße Stücke von gediegenem Kupfer. Die größten wiesen
immerhin ein Gewicht von einigen hundert Gramm auf. Das Helgoländer Kupfererz
hat auch ohne Beimischung von Zinn durch seinen hohen Arsengehalt eine große
Härte und war somit für die Herstellung von Waffen besonders gut geeignet.
Um die Argumente seiner Gegner
zu entkräften, unternahm J. Spanuth eigenhändig Schmelzversuche in speziell
dafür hergestellten Öfen. Dabei gelang ihm eine frappierende Entdeckung. Die
Untersuchung eines Schwertes der Nord- und Seevölker, das von den Ägyptern zur
Zeit des Pharaos Sethos II. erbeutet worden war, lieferte den eindeutigen
Beweis, dass das enthaltene Kupfer nur von der Lagerstätte auf Helgoland
stammen konnte (17). In den Folgejahren legten W. Lorenzen und der Geologe H.
Schulz weitere Beweise für die Nutzung der Kupfervorkommen bereits in
vorgeschichtlicher Zeit vor. Leider wird die Bedeutung dieser Kupferlagerstätte
für die bronzezeitlichen Kulturen an der Nord- und Ostsee immer noch von der
Wissenschaft unterschätzt (18).
Odysseus
segelte bis zu den Phäaken
Lange Zeit wurde die Meinung
vertreten, dass es außer Platons Atlantisbericht keine anderweitigen
Überlieferungen vom versunkenen Inselreich gibt. Aber vor allem die beiden
deutschen Wissenschaftler A. Schulten und R. Henning erschlossen nach 1930 eine
weitere unabhängige Quelle. Beim Studium von Homers „Odyssee“, die eine
Irrfahrt des Königs von Ithaka durch das Mittelmeer und atlantische Gewässer
beschreibt, stießen sie überraschend auf eine große Ähnlichkeit zwischen der
Phäakeninsel „Scheria“ und Platons „Basileia“. In einer Parallelübersicht
beider Schilderungen konnten über dreißig wesentliche, zum Teil sogar wörtliche
Übereinstimmungen gefunden werden (19). Erwähnt werden beide Male die von
breiten Wasserringen umgebene Königsburg, ein durch die Ebene führender Kanal,
ein herrlicher Tempel des Poseidon im Mittelpunkt der Königsinsel u. v. a.
Genau wie Basileia lag Scheria am „Ende der Welt“ im Ozean, und unmittelbar vor
der Insel befand sich ein „steil ins Meer abfallendes Felsmassiv“.
Aber es gibt auch einige
wesentliche Unterschiede. Das Phäakenreich wurde beispielsweise von 12 Königen
regiert, das Atlanterreich nur von 10. Homer erwähnt mit keinem Wort den
Untergang von „Scheria“. Das ist historisch korrekt, denn er lässt seinen
Helden die fiktive Reise um -1300, zur Blütezeit des mykenischen Reiches,
unternehmen. Weitestgehend einig sind sich die Wissenschaftler, dass der König
von Ithaka diese Irrfahrt nicht wirklich unternahm, sondern der Dichter
lediglich Seefahrerberichte und Fahrtenjournale aus der Bronzezeit
verarbeitete.
Homer gibt auch Auskunft
darüber, wie Odysseus zur Phäakeninsel Scheria gelangte. Die Nymphe Kalypso,
die die abgelegene Insel Ogygia bewohnte und ihn sieben Jahre lang fest hielt,
gab dem Helden eine Segelanweisung mit auf den Weg. Er befuhr auch nachts den
Ozean,
„... ihm schloss kein
Schlummer die wachsamen Augen.
Auf die Plejaden gewandt und auf Bootes, der spät erst untergeht,
und den ‚Bären‘, den andre auch ‚Wagen‘ benennen,
welcher im Kreis sich dreht, den Blick zum Orion gewendet,
und alleine niemals in Okeanos Bad sich hinabtaucht.
Denn beim Abschied befahl ihm die hehre Göttin Kalypso,
dass er auf seiner Fahrt den Nordstern zur Linken stets ließe.
Siebzehn Tage befuhr er die ungeheuren Gewässer,
am achtzehnten Tage tauchten von ferne die schattigen Hügel auf
vom phäakischen Land, denn dieses lag nun am nächsten,
anzusehn wie ein Schild im wolkenverhangenen Meere ...“.
(20)
Als gesuchter Ausgangspunkt der
Seereise kam nur eine einsame, menschenleere Insel außerhalb der Straße von
Gibraltar in Frage. Dabei wurden auch Madeira und die Kanaren in Betracht
gezogen, aber die meisten Argumente sprechen für die Azoreninsel St. Miguel.
Diese Insel wurde noch im 18. Jahrhundert mit „umbelicus maris“ („Nabel des
Meeres“) bezeichnet, also genau so wie Ogygia in der „Odyssee“.
Der Segelkurs lässt sich dank
Homers Angaben wissenschaftlich auswerten. Aus der Orientierung nach dem
Sternbild „Großer Wagen“ und den gemittelten Aufgangsorten von Bootes und
Plejaden zu unterschiedlichen Nachtzeiten leitete Prof. K. Bartholomäus,
ehemals Dozent für Archäogeodäsie in Essen, einen NO-Kurs mit einem Azimut von
54° (gegen Norden) ab (21). Wenn die bronzezeitlichen Seefahrer diesen Kurs von
St. Miguel aus einschlugen und täglich eine damals übliche Strecke von 100
Seemeilen zurück legten, so mussten sie schließlich durch den Kanal bei Dover
bis in die Deutsche Bucht vorstoßen. In 17 Tagen war die Distanz von reichlich
3100 km gut zu bewältigen. Die Beschreibung des Anblickes der Phäakeninsel „...
wie ein Schild im wolkenverhangenen Meer“ trifft genau auf Althelgoland zu,
denn von weiter Ferne erhob sich in der Mitte das „steil ins Meer abfallende
Felsmassiv“ wie ein Schildbuckel, und beiderseits erstreckte sich dahinter die
flache, nur von Dünen und Hügeln unterbrochene Landschaft der Hauptinsel.
Auch der Name „Scheria“ selbst
deutet auf eine Lage in der Nähe der kimbrischen Halbinsel hin. Die
Namensähnlichkeit mit den „Schären“, den felsigen Inseln bei Schweden, ist
nicht zu übersehen. Eigentlich bedeutet „Schären“ die „Geschorenen“ oder die
„Kahlen“, und das ist eine überaus treffende Bezeichnung des fast glatten,
steil abfallenden Buntsandsteinfelsens von Helgoland (22).
Manchmal werden auch andere
Lokalisierungen für Ogygia und Scheria vorgeschlagen. Aber die von R. Henning
und K. Bartholomäus ermittelte Lage der Phäakeninsel Scheria berücksichtigt am
besten alle astronomischen, nautischen und geografischen Aspekte, die aus
Homers „Odyssee“ ableitbar sind (23). Damit spricht ein weiteres Argument
dafür, das Zentrum von Atlantis in der Nordsee zu suchen.
Schließlich sei noch auf die
griechischen Sagen über die Hyperboreer verwiesen, einem sorglos lebenden Volk
im fernen Norden. Die Hyperboreerinsel „Helixoia“, die manchmal auch „Elektris“
genannt wird, soll in der Mündung des antiken Bernsteinflusses Eridanos gelegen
haben. Bei diesem legendären Fluss handelt es sich um die heute noch Bernstein
anschwemmende Eider, möglicherweise aber auch um die Elbe.
Auf Helixoia soll es der Sage
nach einen großen Teich mit vielen Schwänen gegeben haben. Jedes Jahr zur
Frühlingszeit umschwärmten diese Vögel die Insel. Auf eine enge Verbindung und
besondere Freundschaft der Inselbewohner mit den Griechen weist der Mythos vom
hyperboreischen Apoll hin. Alljährlich einmal besuchte er in einem von Schwänen
gezogenen Wagen seine Heimat im Norden und kehrte anschließend im Frühling nach
Delphi und Delos zurück (24).
Basileia, Scheria und Helixoia
sind demnach nur unterschiedliche Namen für dieselbe Insel, die in der
Bronzezeit über ihren Kulturkreis hinaus eine große Bedeutung erlangt hatte.
Abb.
5: Das Verbreitungsgebiet der Megalithbauwerke und Kreisgrabenanlagen in der
Jungsteinzeit sowie das Gebiet der nordischen Bronzekultur um -1500.
Expeditionen
zum Steingrund
In den vergangenen Jahrzehnten
haben zahlreiche archäologische Funde auf der Felseninsel und in der
Helgoländer Bucht die Nordsee-Theorie untermauert, auch wenn bestimmte
Einzelheiten noch nicht restlos geklärt sind. Althelgoland muss, seiner
damaligen Bedeutung angemessen, vor -1220 eine stattliche Bevölkerung gehabt
haben. Am Ende des 19. Jahrhunderts untersuchte man mehrere Steinkisten- und
Hügelgräber auf dem Oberland. In ihnen fand man neben den Skeletten von Männern
einen kleinen Bronzedolch, zwei goldene Spiralscheiben, eine weitere
Bronzewaffe, goldene Ringe, eine Bronzenadel von fast 18 cm Länge und einige
Doppelknöpfe.
Erste Tauchgänge wurden 1911
unternommen, als das Kriegsschiff „Zähringer“ auf dem so genannten „Steingrund“,
einer untermeerischen Erhebung östlich von Helgoland, auflief. Marinetaucher
sollen damals Reste „der alten Burg Basileia“ entdeckt haben, des Weiteren
einen alten „Tempel“ mit einer aufgesetzten Steinmauer, Waffen und Scherben
gesichtet haben. Im Frühjahr 1943, also mitten im Krieg, fand dort im Beisein
von P. Wiepert, dem späteren Ehrenbürger der Universität Kiel, ein weiterer
Tauchversuch statt. Hierbei sollen eine Anzahl Steine, von Menschenhand
aufgesetzte Steinplatten und eine Art Steingewölbe entdeckt worden sein. Leider
sind die Aufzeichnungen in den Kriegswirren verloren gegangen, sodass Wieperts
Erinnerungen aus dem Jahre 1956 für Skeptiker keine Beweiskraft haben dürften
(25).
Spanuth selbst rüstete in den
Jahren 1950, 1952 und 1953 drei von insgesamt fünf Expeditionen aus, um nach
Siedlungsspuren auf dem „Steingrund“ zu suchen. Die Erwartungen waren nicht
allzu hoch und die Sichtbedingungen äußerst schlecht. Doch die Taucher, unter
ihnen H. Beelte und E. Fries, entdeckten 10 km östlich von Helgoland einen
Hügel, der stellenweise von einem doppelten, etwa 3 m hohen Steinwall umgeben
war. Offenbar waren sie auf den im Atlantisbericht erwähnten Burghügel
gestoßen, der über 50 Stadien (10 km) landeinwärts gelegen haben soll. Die
Taucher bargen Türangelsteine, bearbeitete Feuersteinplatten und Reste von
Bronzeguss. Bei einem weiteren Tauchgang wurde ein gefugter Fliesenbelag auf
dem Meeresgrund gesichtet, und eine mit Kopfsteinen gepflasterte Straße konnte
über 50 Meter weit verfolgt werden (26).
Völlig unabhängig von Spanuths
Tauchplänen soll 1951 das deutsche Forschungsschiff „Meta“ ausgelaufen sein,
das den Auftrag hatte, den Meeresboden in der Nähe von Helgoland zu
inspizieren. Die Tageszeitungen meldeten daraufhin Funde von unschätzbarem
Wert. In 30 m Wassertiefe wurden angeblich in einer Schlickbank zwei
Hünengräber aufgespürt, außerdem Wohnbaureste, Grabbeigaben, Handwerkszeug und
andere Gebrauchsgegenstände aus dem 3. und 2. vorchristlichen Jahrtausend (27).
Diese Meldungen müssen allerdings mit Vorsicht betrachtet werden, weil bis
heute keine diesbezüglichen Fundgegenstände in einem Institut oder Museum
registriert worden sind.
Einige Jahre darauf startete
mehrmals ein Forschungsschiff einer archäologischen Gesellschaft unter Leitung
von C. Röper. Dabei wurden bronzezeitliche Siedlungen im Gebiet der versunkenen
Marschen nachgewiesen. Auch später rissen die Funde nicht ab. Man förderte im
Jahre 1971 verschieden durchbohrte Kupferscheiben von einem Viertelmeter
Durchmesser und beträchtlichem Gewicht zutage. Neun Jahre später untersuchte
eine Tauchergruppe des Geologischen Instituts in Kiel das Meeresgebiet. Dabei
fanden sie zwei Kilometer südlich der Helgoländer Düne in sechs bis acht Metern
Wassertiefe einen „Massenfundplatz an Kupferbarren“ aus dem dortigen Kupfererz
mit einem Gesamtgewicht von 90 kg. Um eine verloren gegangene Schiffsladung
konnte es sich nicht handeln, weil auch verschieden große Stücke aus
Gussschlacke gefunden wurden (28).
Nach den bisherigen
Forschungsergebnissen steht zumindest fest, dass es bis zu ihrem Untergang um
-1220 eine oder mehrere bewohnte Inseln zwischen Helgoland und Eiderstedt gab.
Bisher fehlt leider noch der entscheidende archäologische Beweis, der auch die
Skeptiker überzeugen könnte: Hier lag vor 3300 Jahren die bedeutende
Atlanterinsel Basileia. Sensationsfunde sind wegen der schlechten Bedingungen
in der Nordsee auch in Zukunft nicht zu erwarten. Vielleicht sind trotzdem
eines Tages bei Einsatz modernster Technik weitere Entdeckungen möglich.
Die
nordische Bronzekultur
Platon gab drei sehr
unterschiedlichen Regionen dieselbe Bezeichnung „Atlantis“. Das trug in der
Vergangenheit sehr zur Verwirrung der Forscher bei. Einmal meinte er damit nur
die „Heilige Insel“ Basileia, die tatsächlich versank, ein anderes Mal ein sehr
viel größeres Gebiet auf dem Festland und auf weiteren Inseln, und schließlich
eine Gemeinschaft von Ländern, die von zehn Königen regiert wurden. Auf das
„Reich des Atlas“, nach Platon das bedeutendste aller zehn Königreiche, soll
nun etwas näher eingegangen werden.
Etwa um -2400 vereinigten sich
im Gebiet von Nord- und Ostsee die alteingesessenen Erbauer der Megalithgräber
mit den kriegerischen Streitaxtleuten, die vorher als Reiter- und Hirtenvölker
die südosteuropäischen Ebenen bewohnten. Es begann ein relativ kurzer,
intensiver Verschmelzungsprozess beider Kulturen. Als Ergebnis entstand die
„Nordische Bronzekultur“, die häufig auch als „Nordischer Kreis“ bezeichnet
wird. Nach einer Jahrhunderte währenden ungestörten Entwicklung erreichten
diese Völkerschaften ab dem -15. Jahrhundert eine erstaunliche Blüte und
zeigten sich in einigen Lebensbereichen durchaus den bekannten Hochkulturen des
Mittelmeerraumes ebenbürtig. Manche Historiker sehen die Träger dieser Kultur
als die bronzezeitlichen Vorfahren der Germanen an.
Das Siedlungsgebiet der
Bronzeleute wurde in west-östlicher Richtung von den Flüssen Weser und Oder
eingegrenzt. Es reichte von Mecklenburg-Vorpommern und Teilen Niedersachsens
bis zu den großen Seen westlich von Stockholm einschließlich eines schmalen
Küstenstreifens in Südnorwegen. Die im Atlantisbericht erwähnte große Ebene mit
einer Ausdehnung von 2000 mal 3000 Stadien (etwa 370 mal 560 km) liegt zwar
nicht auf einer Insel, aber die eng mit dem Meer verbundene Landschaft wird
treffend charakterisiert. In Norddeutschland, Dänemark und Südschweden breitet
sich bekanntlich eine nur von niedrigen Erhebungen unterbrochene Tiefebene aus,
und in der wegen ihrer Schönheit gepriesenen Bergwelt erblickt man die über
2000 Meter hohen schneebedeckten Gipfel der norwegischen Fjordlandschaft.
Bedenkt man ferner die relativ raschen Veränderungen beiderseits der jütischen
Halbinsel in jüngster geologischer Vergangenheit, dann wird die Beschreibung
der großen Ebene noch besser verständlich. Erst nach -7000 kam es in der
südlichen Nordsee zu großen Landverlusten. Noch lange waren die Doggerbank und
die Jütlandbank festes Land, ehe das offene Meer um -2000 Althelgoland und die
nördlich davon gelegenen Inseln erreichte. Die Abmessungen der großen Ebene
treffen demnach eher auf die geografischen Gegebenheiten während der mittleren
Jungsteinzeit zu.
Die Menschen lebten anfangs
noch in urgemeinschaftlichen Verhältnissen, die sich aber immer mehr auflösten.
Bei den freien Bauern waren Standesunterschiede noch wenig ausgeprägt. Dagegen
nahmen im -14. und -13. Jahrhundert Einfluss, Macht und Reichtum der
Stammesfürsten stark zu. Ackerbau und Viehzucht, die in einigen Gebieten durch
das überaus fruchtbare Marschenland begünstigt waren, bildeten eine solide Lebensgrundlage.
Die Bevölkerung lebte aufgrund ihrer bäuerlichen Produktionsweise fast
ausschließlich in kleinen Dörfern. Vereinzelt errichtete man jedoch schon ab
der Jungsteinzeit größere von Ringwällen umgebene Ansiedlungen, die regionale
Zentren gewesen sein dürften. Eine derartige stark befestigte Anlage von 8
Hektar Ausdehnung wurde beispielsweise im Jahre 1971 bei Rendsburg in einer
Flussschlinge der Eider ausgegraben (30). Die große bronzezeitliche Siedlung
auf Althelgoland kann durchaus schon als Stadt angesehen werden, auch wenn sie
ganz sicher nicht mit anderen mächtigen Städten ihrer Zeit wie Ur-Athen oder
Troja konkurrieren konnte. Platons Beschreibung des urbanen Zentrums mit seinen
kultischen Einrichtungen, verschiedenartigen Gebäuden, Schiffswerften, mehreren
Häfen und sportlichen Wettkampfstätten lässt eine wohlhabende Kult- und
Handelsmetropole der Bronzezeit erkennen. Eine ähnlich herausragende Bedeutung
in ihrer Region erlangten über 2000 Jahre später die große friesische Siedlung
Haithabu und die reiche mittelalterliche Handelsstadt Vineta.
Nicht nur die in den
bronzezeitlichen Gräbern entdeckten Schmucksachen und Gebrauchsgegenstände
lassen wichtige Rückschlüsse auf die Lebensweise der Menschen zu. Umfangreiche
Kenntnisse über die schlichte und dennoch ausgesprochen modische wollene
Kleidung, über Schuhwerk und Haartrachten der Bronzeleute verdanken die
Archäologen den aufgefundenen Moorleichen. Sie wurden über Jahrtausende hinweg
infolge des luftdichten Abschlusses besser konserviert als vergleichsweise die
ägyptischen Mumien. Einen vorzüglich gewebten blauen Mantel, den ein
bedeutender Würdenträger viel später, etwa im 3. Jahrhundert trug, fand man im
Thorsberger Moor in Schleswig-Holstein. Hier ist die lange Tradition
ersichtlich, denn auch im Atlantisbericht wird ein dunkelblauer Königsmantel
„von wunderbarer Schönheit“ erwähnt, den jeder der zehn Könige zum Höhepunkt
des Festes auf Basileia trug (31).
Viele Kulthandlungen waren der
Wärme spendenden Sonne geweiht. Unübersehbar ist die Zahl der Felszeichnungen
mit Sonnensymbolen, dargestellt als Kreise und Räder zusammen mit den
verschiedensten Arten von Kreuzen. Anfangs verehrte man das vorrangig als
Reittier genutzte Pferd, das außerdem nach mythischen Vorstellungen die
Sonnenscheibe über den Taghimmel zog. Später kam die kultische Verehrung von
Vögeln, insbesondere des in Nordeuropa beheimateten Singschwanes, auf. Einige
Kulte der Bronzeleute werden auch im Atlantisbericht beschrieben. Dazu gehören
die aus der Frühzeit der Menschheit überkommene Wertschätzung von Zwillingen,
der Feuerkult und Opferhandlungen mit heiligen Kesseln.
Eine der Ursachen für das
„Goldene Zeitalter“ war das Klimaoptimum im -2. Jahrtausend. In keiner anderen
Epoche der letzten 15.000 Jahre war die Durchschnittstemperatur so hoch wie
damals. Archäologen sprechen von der „lichtdurchflossenen, wärmeliebenden
Bronzezeit“, und so verwundert es nicht, dass in Südschweden Wein angebaut
wurde (32). Trotz der viel milderen Temperaturen im nördlichen Mitteleuropa gab
es ganz sicher keine Elefanten. Es ist das einzige Detail in Platons
Überlieferung, für das die bedeutendsten Theorien eine Erklärung schuldig
bleiben. Zumindest erscheint eine Verwechselung dieser Tiere mit Hirschen oder
Auerochsen in diesem Teil Europas recht glaubhaft (33).
Abb.
6: Aufbau des Zentrums der Insel Basileia, rekonstruiert nach den Angaben
Platons (Dialog „Kritias“):
1
- Akropolis (Burghügel) mit Mauer aus Oreichalkos; 2 – innerer Landring, Mauer
mit Zinn verkleidet; 3 – großer Landring, mit Bronze verkleidete Mauer; 4 –
vergoldete Säule (Irminsul); 5 – Hain des Poseidon; 6 – Wachhäuser; 7 – alter
Königspalast; 8 – überbrückte Schleusen; 9 – unterirdische Dockanlagen
Gold,
Silber und Bronze
Die Atlanter sollen das
Hauptheiligtum auf ihrer „Königs- und Säuleninsel“ Basileia überaus reichlich
mit Gold, Silber, Zinn und Bernstein ausgestattet haben. Im Tempel des Poseidon
prangten überdies viele goldene Standbilder. Das alles mag eine bei alten
Legenden häufig vorkommende Übertreibung sein. Doch ist daraus ersichtlich,
welche große Rolle diese seit jeher wertvollen Metalle im Leben der Atlanter
spielten.
Den Bronzeleuten kann es nach
heutigen Erkenntnissen keineswegs daran gemangelt haben. Die Archäologen bargen
allein in den wieder entdeckten Gräbern in Dänemark kunstvolle goldene
Schmucksachen mit einem Gesamtgewicht von mehr als drei Tonnen. Der Reichtum
wird als so bedeutsam eingeschätzt, dass er sich nicht allein auf
Stammesfürsten beschränkte, sondern dass auch Bauern und Handwerker zu
beachtlicher Wohlhabenheit gelangen konnten. Auch in Norddeutschland fehlt es
nicht an Funden aus dieser Zeit. Beispielsweise kam 1987 bei Feldarbeiten in
einem Dorf bei Greifswald eine reich verzierte, 147 Gramm schwere
Goldmanschette zum Vorschein. Das begehrte Edelmetall wurde wahrscheinlich auf
dem Seewege aus Irland herbei geschafft, vielleicht auch in Thüringen aus
Goldwäschereien gewonnen. Man tauschte es gegen Bernstein ein, der in der
Bronzezeit fast den Rang einer europäischen Währung hatte.
Weniger beliebt war bei den
Bronzeleuten offenbar das Silber. In reiner Form ist es äußerst selten
verarbeitet worden, hingegen fand es häufiger als Beimischung in anderen
Legierungen Verwendung. Ein für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft
ungleich höher zu bewertendes Metall ist die Bronze, eine aus Kupfer und Zinn
bestehende Legierung. Die Bergleute bargen das weiche, weiße Zinn in dem nicht
weit entfernten südenglischen Cornwall. Hier lagen die Kassiteriden, die
Zinninseln der Antike. Andererseits sind auch Handelsbeziehungen in das
Erzgebirge nicht auszuschließen, denn auch dort wurde dieses Metall gewonnen.
Die meisten Archäologen
vertreten auch heute noch die Meinung, dass man bei Kupfer ausschließlich auf
teure Importe aus Mitteleuropa angewiesen war. Die umfangreichen Untersuchungen
von J. Spanuth und W. Lorenzen belegen allerdings, dass die Bronzeleute die
Helgoländer Kupfererzvorkommen tatsächlich ausgebeutet haben (34). Der Abbau
erfolgte im -2. Jahrtausend unter günstigen Bedingungen an der westlichen
Oberkante des damals noch größeren Buntsandsteinfelsens. Neben Bernstein war
dieses Erz die Quelle des enormen Reichtums vor allem auf Althelgoland.
Anfangs knüpfte man
wahrscheinlich bei der Herstellung von Bronzegegenständen noch an Vorbilder
benachbarter Kulturen an. Schon bald fanden geschickte Handwerker ihre eigenen
Formen bei Griffzungenschwertern und Rasiermessern, bei Gürtelschnallen, Wendelringen
und Fibeln, die die Kleidung zusammenhielten. Ein beliebtes Verzierungsmotiv
war die in sich zurücklaufende Spirale, die das ewige Rollen der Meereswellen
symbolisieren sollte. Besonders typisch für den nordischen Kreis sind die oft
reich verzierten Griffzungenschwerter und -dolche. Ihr Fundgebiet umreißt sehr
gut das Siedlungsgebiet dieser Menschen und auch ihre späteren Wanderwege in
den Süden. Den Höhepunkt der Metallverarbeitung in dieser Zeit stellen die aus
Bronze gegossenen Luren dar, die immer paarweise zu Festen geblasen wurden.
Experimentalarchäologen haben heutzutage Mühe, diese Musikinstrumente so
meisterhaft wie damals herzustellen. Einer der bedeutendsten Funde aus jener
Zeit ist der so genannte Sonnenwagen von Trundholm, der 1902 beim Pflügen auf
der Insel Seeland zum Vorschein kam. Bei dieser 60 cm langen und 36 cm hohen
bronzenen Statuette zieht ein etwas steifbeiniges Pferd eine vergoldete, mit
Spiralmotiv verzierte Sonnenscheibe hinter sich her.
Das Metallzeitalter veränderte
grundlegend die Beziehungen der Völkerschaften untereinander. Es entwickelte
sich ein reger Handel, weil dringend benötigte Rohstoffe nur in weit entfernten
Regionen zu beschaffen waren. Teils nutzte man die Händlerwege entlang der
europäischen Flüsse, teils machten sich Schiffe auf den langen Weg durch die
Straße von Gibraltar. Mitte der 1990er Jahre bargen Unterwasserarchäologen vor
der südtürkischen Küste bei Kas die Reste eines Handelsschiffes aus der
Bronzezeit. Die auf dem Meeresgrund verstreute Ladung des um -1318 versunkenen
Seglers war eine Sensation: Neben prunkvollen Gold- und Silberschmuck, riesigen
Vorratsgefäßen, Harz, Waffen, Tongeschirr und vielfarbigen Glasbarren fand man
Tonnen von Zinn, Kupfer und Bernstein (35). Vermutlich hatten diese Seefahrer
auch in den Häfen von Cornwall und Althelgoland angelegt, um diese wertvollen
Rohstoffe gegen andere Güter einzutauschen.
Hochkulturen
ohne Schrift?
Fast einhellig sind die
Archäologen von der Schriftlosigkeit aller nördlich der Alpen lebenden Völkerschaften
in der Bronzezeit überzeugt. Entgegen dieser Ansicht gibt es jedoch einige
frühgeschichtliche Hinweise auf die Verwendung einer Schrift in dieser Region.
So berichtet Euhemeros von Messene in seiner „Heiligen Aufzeichnung“, dass im
nördlichen Ozean auf einer Insel ein altes Heiligtum stand, in dem goldene
Tafeln aufbewahrt würden, auf denen die Geschichte der dortigen Könige in
uralter Zeit aufgezeichnet sei. Eine ähnliche Aussage ist im Atlantisbericht zu
finden: „... die Herrschaft und Gemeinschaft unter ihnen wurde aufrecht
erhalten nach den Anordnungen des Poseidon, wie sie ihnen das Gesetz und die
Inschriften überlieferten, die von den Urvätern auf einer Säule aus Oreichalkos
eingegraben waren; sie stand in der Mitte der Insel im Heiligtum des Poseidon“
(36).
Das galt schon immer als
eindeutiger Hinweis auf eine Schrift. Dafür jedoch gab es bis in die 1970er
Jahre hinein keine Anhaltspunkte in Nordwesteuropa, und man zweifelte deswegen
schon die Nordsee-Theorie an. Um das Jahr 1982 gelang allerdings eine
sensationelle Entdeckung. Prof. Barry Fell, der ehemals an der
Harvard-Universtität in Cambridge (USA) lehrte, spürte in der südschwedischen
Provinz Bohuslän auf Felsritzungen Punkt- und Strichfolgen auf, die er als
Buchstaben einer Alphabetschrift deutete. Die Entzifferung gelang ihm deshalb
ohne größere Schwierigkeiten, weil die Zeichen denjenigen sehr ähnlich sind,
die die Tuareg in Libyen heute noch für ihre Schrift benutzen.
Da ihm die Lautwerte der
Buchstaben bekannt waren, konnte er auf den Felsbildern einzelne sinnvolle
Worte erkennen. Die Entzifferung lässt allerdings einen gewissen
Interpretationsspielraum zu, weil die Leserichtung oft nicht eindeutig ist und
es nur einen Universalvokal gab, der meistens auch noch weggelassen wurde. Beispielsweise
waren neben der Felszeichnung von drei Vogelmenschen die Buchstaben „SWaN“
(Schwan) zu erkennen, ein anderes Mal „B-L“ und „GH-W“ neben einer Darstellung
eines Bullen und einer Kuh. Neben Ritzungen von mehreren verschiedenartigen
Schiffen konnten die Buchstaben „M K-GH A-GH GH-L L W-K S-A-M-S-L“ für eine
vermutliche Gebetsinschrift zusammengefasst werden. Das lautet altnorwegisch
„ma kugge aga gul ol vik samsla“ oder deutsch etwa „Möge eine sanfte Brise
unsere Koggen laufen lassen und wir alle den Hafen zusammen erreichen“
(37). Bei dieser Sprache handelt es sich offenbar um einen urgermanischen oder
altnordischen Dialekt, bevor sich später daraus die englische, norwegische und
deutsche Sprache entwickelten.
Noch sehr verbreitet ist die
Annahme, die Schrift der Tuareg sei eine späte, vereinfachte Form der
Phönizischen. Aber die Buchstaben des so genannten Tifinagh-Alphabets leiten
sich nur dann sinnvoll aus den Anfangsbuchstaben wichtiger Begriffe ab, wenn
der altnordische Dialekt und nicht die Berbersprache zugrunde gelegt wird. So
verwendeten die bronzezeitlichen Schreiber das Zeichen „Ring“ für den
Buchstaben „R“, das Zeichen „Tür“ (engl. „dorway“) für „D“, das Zeichen
„Gewichte“ (engl. „weights“) für „W“, das Zeichen „(Schild-) Buckel“ (engl. „buckler“)
für „B“ usw. (38). Bemerkenswert ist ferner die Herleitung einiger Buchstaben
von den Himmelsobjekten Mond („M“), Sonne („S“), den 4 Kastensternen des
Sternbildes Pegasus („H“ = Hestemerki; d. h. „Pferdemarken“) und der
auffälligen Konstellation des Himmels-W („Y“ aus Yorsa = Cassiopeia).
Der Biologielehrer W. P. A.
Fischer glaubt einen Anhaltspunkt für das Alter dieser Alphabetschrift gefunden
zu haben. Für ihn stellen die drei gleichseitig angeordneten Punkte des
Buchstabens „K“ für „Kopf“ ein Symbol für den Himmelsnordpol dar. Ihm steht
heute der Polarstern im „Kleinen Wagen“ nahe. Vor etwa 4000 Jahren befand sich
aber kein markanter Stern an dieser Stelle. Stattdessen wurde um -1800 der
Himmelspol von Kochab, Thuban und einem weiteren Stern im Sternbild Drachen
eingerahmt. In dieser Zeit oder nur wenig davor haben vermutlich die
Bronzeleute diese Schrift erfunden (39).
Im Unterschied zur
babylonischen Keilschrift und zu den ägyptischen Hieroglyphen wurden die
Bronzezeit-Runen wahrscheinlich nicht für Verwaltungsaufgaben verwendet.
Lediglich Priester-Astronomen und hohe Würdenträger dürften diese
Alphabetschrift beherrscht haben. Sie wurde nach derzeitigem Erkenntnisstand
nur in heiligen Bezirken angewandt und auf Felsen oder bedeutenden Bauwerken eingeritzt.
Den Weg zu den Berberstämmen fand die Schrift, weil sich Bronzeleute schon
einige Jahrhunderte vor der Großen Wanderung in Nordafrika niederließen.
Abb.
7: Einer der 16 in Schweden gefundenen „Herzsprung-Schilde“ aus der Bronzezeit
mit stilisierter Darstellung des Zentrums von Basileia (?) (Foto: H.
Zschweigert).
Wikinger
der Bronzezeit
Eine einheitliche, hochstehende
Kultur, die sich über viele Inseln und Küstengebiete ausbreitete, ist ohne eine
gut entwickelte Schifffahrt nicht vorstellbar. Noch heute stellt es besondere
Anforderungen an die Lotsen, innerhalb der gefürchteten Schären zwischen
Jütland und Südschweden zu manövrieren. Die Bronzeleute müssen auf dem Meer in
ihrem Element gewesen sein. Davon zeugt eine Vielzahl an Felszeichnungen in der
südwestschwedischen Küstenlandschaft Bohuslän. Auf ihnen sind Tausende
stilisierte, mit hohen Vorder- und Hintersteven versehene Schiffe und sogar
ganze Schiffsarmadas dargestellt. Auf einigen Ritzungen sind kultische
Handlungen auf dem Schiffsdeck zu erkennen (40).
Die schlanken, bis über zehn
Meter langen Holzschiffe konnten ein bis zwei Dutzend Ruderer tragen und
besaßen einen umlegbaren Mast. Im deutlichen Unterschied zu den Schiffstypen im
Mittelmeergebiet waren die Steven mit Enten- und Schwanenköpfen, mitunter auch
mit drachenähnlichen Köpfen verziert. Eine äußerst sinnreiche Erfindung für die
Fahrt in Küstengewässern war ein doppelter Steven, der das Boot bei
Unterwasserklippen federnd abfangen und vor Beschädigung schützen sollte.
Die Bronzeleute wagten sich
ebenso auf die hohe See hinaus. Bei ihren einträglichen Handelsunternehmungen
nach Britannien und Irland segelten sie wegen der starken Gezeiten in sicherer
Entfernung zur Küste. Wahrscheinlich gelangten wagemutige Expeditionen bis nach
Nordafrika, denn auf einigen schwedischen Felszeichnungen sind mit einiger
Sicherheit exotische Tiere wie Giraffen, Strauße und Elefanten erkennbar (41).
Bereits A. Köster, ein hervorragender Kenner der antiken Seefahrt, zählte 1923
die Bronzeleute zu den „erfahrensten Seeleuten ihrer Zeit“.
Diese Einschätzung wird erneut
bestätigt durch weitere Entdeckungen von Prof. B. Fell in den 1980er Jahren. Er
stieß nämlich in der Nähe von Peterborough in Kanada auf jene Schriftzeichen,
die er zuvor in Südschweden auf Felszeichnungen vorgefunden hatte. Eine der
Einritzungen wies ihm neben der Gleichartigkeit der Schrift deutlich auf die
Herkunft der kühnen Seefahrer hin: „Woden-lithi stor konungr hringriki kweid
runa gneidi“. Diesen altnordischen Text deutete B. Fell als „Wotan-Lithi,
der große König aus dem Ringreich, befahl, dass Runen geritzt werden sollen“ (42).
Man schloss aus weiteren Inschriften, dass die Schiffsbesatzung, beladen mit
Kupfer aus einer nahen Lagerstätte, nach neunmonatigem Aufenthalt zurückkehren
sollte. Die Heimat der Seefahrer war eine flussreiche Landschaft Norwegens
nordwestlich des Oslofjordes, die heute noch die Bezeichnung „Ringerike“
(Ringreich) trägt (43).
B. Fell datierte den aus
astronomischen Anhaltspunkten abgeleiteten Zeitpunkt der Expedition auf -1700.
Die Anwohner der Nordsee waren somit mindestens seit dem frühen -2. Jahrtausend
in der Lage, den Atlantik routinemäßig zu überqueren. Das stellt eine einmalige
nautische Leistung dar, die erst ein Jahrtausend später durch andere
Völkerschaften, die Phönizier, wiederholt wurde (44).
Vor dem Hintergrund dieser
Erkenntnisse ist es nicht unwahrscheinlich, dass die nordischen Seefahrer auch
zu anderen Gebieten in der Neuen Welt gelangten und Zeugnisse ihrer Anwesenheit
hinterließen.
Im brasilianischen Urwald
entdeckte der Franzose Homet beispielsweise vor einiger Zeit Steinkreise,
Großsteingräber und Dolmen. Die Ähnlichkeit der Megalithbauten am Amazonas mit
denen in Nordwesteuropa ist nicht zu bestreiten (45). Die Bezeichnung
„Atlantik“ wurde demnach nicht zu Unrecht vom Namen des legendären Inselreiches
abgeleitet.
Jenseits
der Säulen des Herakles
Platon zufolge herrschten die
Atlanter „seit vielen Menschenaltern“ nicht nur über die Königsinsel Basileia
und ihre unmittelbare Umgebung, sondern auch über einige weitere europäische
Küstenländer und Inseln und sogar über Teile von Nordafrika: „Auf dieser Insel
Atlantis also entstand eine große und bewundernswerte Macht von Königen, welche
die ganze Insel beherrschte, sowie viele andere Inseln und Teile des
Festlandes. Außerdem beherrschten diese Könige noch von den Ländern am
Binnenmeer Libyen bis nach Ägypten und in Europa bis nach Tyrrhenien“. Und der
nachgeborene Zwillingsbruder des Atlas „erhielt den äußersten Teil der Insel
von den Säulen des Herakles bis zum Gadeirischen Land“, das demnach jenseits
der Straße von Gibraltar lag.
Die erwähnten Territorien
gehören alle zum Verbreitungsgebiet der Megalithkulturen während der
Jungsteinzeit. So darf mit einiger Sicherheit angenommen werden, dass auch die
nicht erwähnten Königreiche zu diesem Kulturkreis gehörten. Seit etwa -5000
siedelten von Norwegen bis Spanien und von Irland bis Deutschland Menschen,
deren religiöse Vorstellungen und kultische Bräuche sich sehr ähnelten. Vor
allem war bei ihnen die Sitte verbreitet, aus tonnenschweren Steinen große
Grab- und Wohnanlagen zu errichten. Die Megalithleute bewohnten vorzugsweise
küstennahe Regionen und Inseln des Nordatlantiks. Eine Vorliebe hatten die
alten Baumeister für Rundtempel aus Holzpalisaden und meist kreisrunde,
seltener auch ovale Graben- und Wallanlagen. Diese Anlagen spiegeln in ihrem
Grundbauplan die „Trojaburg“ im Zentrum der Insel Basileia wider, die aus
insgesamt fünf konzentrischen Ringen bestand. Eine spätere Variante der
Trojaburgen mit labyrinthischen Gängen ist besonders häufig in Südschweden
anzutreffen.
Folgende Gebiete können mit
großer Wahrscheinlichkeit zum Einflussbereich der Atlanter gezählt werden:
Das Siedlungsgebiet der
Megalithleute erstreckte sich über ein riesiges Territorium und war somit
„größer als Libyen und (Klein-) Asien zusammengenommen“. Es entstand nicht
durch kriegerische Expansion eines starken Kernlandes, sondern religiöse
Vorstellungen, Bräuche und Architekturideen fanden auf friedlichem Wege durch Händler
und Seefahrer Verbreitung und wurden so zum Allgemeingut dieser Menschen.
Die Megalithkulturen-Theorie
hat in den letzten Jahren zunehmend an Popularität gewonnen. Allerdings
schlagen einige Anhänger nicht die Insel „Basileia“ in der Helgoländer Bucht,
sondern andere Orte als Hauptzentrum vor. H. Tributsch favorisierte 1986 das
Gebiet rund um Carnac in der Bretagne, der Holländer de Meester dagegen
Stonehenge und seine Umgebung. Einen Nachteil haben diese von Spanuth
abweichenden Vorstellungen jedoch. Die erstgenannte Hypothese kann den
Untergang von Atlantis nur als Fata Morgana und die andere gar nicht erklären.
Frühe
Astronomen und Erdvermesser
Die Seewege zwischen den
einzelnen Kulturen und vor allem die Fahrten zu den entlegensten Inseln erforderten
frühzeitig überdurchschnittliche nautische Leistungen. Den Menschen der
Jungsteinzeit und Bronzezeit standen zwar keine modernen
Navigationsin-strumente zur Verfügung, doch sie waren ausgezeichnete
Naturbeobachter. Sie orientierten sich auf dem Meer tagsüber am Sonnenstand und
des Nachts an den jahreszeitlich vorherrschenden Sternbildern (46).
Wahrscheinlich nutzten sie schon den später bei den Wikingern gebräuchlichen
Sonnenkompass. Mit diesem einfach handhabbaren Navigationsgerät konnte man
ziemlich exakt während eines bestimmten Jahresabschnittes zu jeder Tageszeit
die Nordrichtung feststellen (47).
Zunutze machten sie sich ein
über Jahrtausende hinweg von Priesterastronomen angesammeltes Wissen. Gerade
der europäische Norden bietet einige ungewöhnliche Himmelserscheinungen, die
dem Betrachter auf der geografischen Breite des Mittelmeeres verwehrt bleiben:
Es darf daher nicht verwundern,
dass Diodor von Sizilien über die Atlanter und ihre astronomischen Fähigkeiten
berichtet: „Atlas, der erste König auf der heiligen Insel und Ahnherr des
dort herrschenden Geschlechts hat viel Mühe und Fleiß auf die Kenntnis der
Gestirne verwendet und mit großem Scharfsinn herausgefunden, dass der
Himmelsbau eine Kugel sei. Atlas ... hat die Bewegung der himmlischen Gestirne
erfasst und den Menschen offenbart. Dadurch entstand die Sage, dass er den
Himmel auf seinen Schultern trüge. ...Als ein fleißiger Beobachter der Gestirne
sagte er Vieles, was am Himmel geschah, voraus. Das Volk lehrte er nach der
Bewegung der Sonne das Jahr, und nach der des Mondes die Monate bestimmen.“
(48).
Das astronomische Wissen der
Megalithleute war in der Tat erstaunlich. Sie kannten die genaue Jahreslänge,
unterteilten sie in 16 Monate zu je 22 und 23 Tagen und richteten ihre
Steinsetzungen nach den Auf- und Untergängen heller Sterne aus. Am
bemerkenswertesten aber war ihre Kenntnis des 18,6-jährigen Zyklus‘ bei der
Abfolge der Mond- und Sonnenfinsternisse. Diesen so genannten Meton-Zyklus
kannten die Erbauer der Stonehenge-Anlage mindestens seit -1800. Die Kenntnis
einer ähnlich langen Zeitdauer zur Finsternisberechnung, die Sarosperiode, wird
den Babyloniern erst um -600 zugeschrieben.
Ein anderer Anreiz zu
intensiver astronomischer Betätigung entstand durch den Übergang unserer
Vorfahren von der nomadischen Lebensweise zum Ackerbau. Um den richtigen
Zeitpunkt für Aussaat und Ernte bestimmen zu können, war erstmals die genaue
Kenntnis des jährlichen Sonnenlaufs erforderlich. Während es anfangs noch
genügte, die Aufgangspunkte zur Winter- und Sommersonnenwende mit einfachen
Pfostenreihen zu markieren, entstanden später runde Sonnentempel, in denen man
an ganz bestimmten Tagen im Jahr Feste feierte. Besonders verbreitet waren die
astronomisch orientierten Kreisgrabenanlagen und mehrfachen Holzpalisadenringe
in Mitteleuropa. Hier siedelten ab -5300 die Bandkeramiker, die wahrscheinlich
ersten Bauern auf unserem Kontinent. Eine über mehrere Jahrtausende währende
Beschäftigung mit den Himmelsereignissen lässt sich im mitteldeutschen Raum
nachweisen. Um -5000 wurde die Kreisgrabenanlage in Goseck errichtet, und nicht
weit davon entfernt legte man um -1600 einem hohen Würdenträger der Aunjetitzer
Kultur die berühmte Sternscheibe von Nebra ins Grab.
Bewundernswert sind ebenfalls
die vermessungstechnischen Fähigkeiten dieser Menschen in so früher Zeit. Sie
wahrten bei ihren Steinsetzungen und Kreisgrabenanlagen bestimmte Proportionen,
die bei Umfang und Durchmesser runde Maßzahlen in ihrem Maßsystem ergaben. Die
praktische Anwendung des Lehrsatzes des Pythagoras war ihnen bereits vertraut,
wie beispielsweise Steinsetzungen in Odry (Westpreußen) und in der Bretagne
zeigen (49). Es wurden sogar vorgeschichtliche Heiligtümer über große
Entfernungen hinweg geradlinig oder in einem besonderen Winkel zueinander
angeordnet. Während in Südengland schon seit längerer Zeit so genannte
Ley-Linien aufgespürt wurden, gelangen K. Bedal und H. Zschweigert ähnliche
Entdeckungen vor einigen Jahren auch in Oberfranken und Schleswig-Holstein
(50). Die vorgeschichtlichen Vermesser benutzten beim Errichten ihrer Bauwerke
eine einheitliche, von A. Thom nachgewiesene Maßeinheit, das „Megalithische
Yard“ (MY) von etwa 83 cm Länge (51). Wahrscheinlich wurde bereits für größere
Distanzen die später auch in Griechenland gebräuchliche Maßeinheit „Stadion“
(ca. 185 m) verwendet und der Erdumfang mit 216.000 Stadien bestimmt (52).
Sollte dieses erstaunliche Wissen tatsächlich vorhanden gewesen sein, dann ist
die Vermessung der 2000 mal 3000 Stadien große Ebene sicherlich von den dort
lebenden Menschen selbst vorgenommen worden. Auch wenn eine Überinterpretation
archäometrischer Fakten nie ganz auszuschließen ist, so dürften doch die
mathematischen und astronomischen Fähigkeiten dieser Menschen höher gewesen
sein als noch vor Jahrzehnten angenommen.
Abb.
8: Das mittelalterliche Helgoland auf einer Karte des Husumer Kartografen
Johannes Mejer (Außenkontur um das Jahr 800; graue Fläche: um das Jahr 1300;
kleine Insel 1649).
Die
„Heilige Insel“ Basileia
Die Archäologen kennen schon
seit längerem einige bedeutende jungsteinzeitliche Kultanlagen und Ansiedlungen
der Megalithleute und Bandkeramiker. Es muss jedoch darüber hinaus ein
Ausstrahlungszentrum gegeben haben, das ordnend in das Gemeinleben aller zehn
Königreiche der Atlanter eingriff. Anders ist beispielsweise die Ausbreitung
des „Megalithischen Yard“ in halb Europa nicht erklärbar. Auch für Prof. W.
Schlosser bedeutet die Existenz und strenge Einhaltung der „megalithischen
Elle“ als Grundmaß in einem so großen Gebiet eine fast hoch kulturelle
Durchstrukturierung zumindest in der Geometrie (53). Billigt man dem
Atlantisbericht auch in diesem Punkte Wahrheitsgehalt zu, dann kann diese
„Maß-gebende“ Rolle nur die mehrfach hervor gehobene „Heilige Insel“ Basileia
gespielt haben. Hier trafen sich alle fünf oder sechs Jahre die Könige der weit
verbreiteten Gemeinschaft zu kultischen Handlungen und berieten über die von
allen einzuhaltenden Gesetze.
Bisher ist es noch nicht
gelungen, die genaue äußere Gestalt dieser Insel zu ermitteln. Zumindest aber
gibt es Anhaltspunkte für ihre ungefähre Lage. Schon frühzeitig erkannte man,
dass das heutige Helgoland nicht die gesuchte antike Bernsteininsel gewesen
sein kann. Nach einer Untersuchung der geologischen Gegebenheiten durch E.
Wasmund im Jahre 1937 konnte sie sich nur über dem Südstrandrücken in Richtung
Eiderstedt erstreckt haben. Das Zentrum von Atlantis war demnach eine relativ
große zusammenhängende Insel, die von Helgoland bis zu einer Stelle reichte, an
der sich später zeitweilig die separate Insel „Südstrand“ befand. Der aus
Platons Angaben für Basileia abgeleitete Durchmesser von 127 Stadien (23,5 km)
erscheint glaubhaft, weil einige im Mittelalter zerfallene nordfriesische
Inseln ursprünglich eine ähnliche Größe hatten.
Ein strittiger Punkt ist noch
die Frage nach dem Mittelpunkt der bronzezeitlichen Insel, wo sich „ein
allseits niedriger Hügel“ mit den wichtigsten Kultanlagen befunden haben soll.
J. Spanuth war stets davon überzeugt, ihn 50 Stadien östlich der Düne auf dem
etwas höher liegenden Steingrund gefunden zu haben, wo auch seine wichtigen
Tauchfunde gemacht wurden. W. P. A. Fischer nimmt dagegen als Zentrum eine
zweite untermeerische Erhebung etwa 11 km nordöstlich vom Steingrund an. Nur hier
war seiner Meinung nach genug Platz für eine annähernd runde, große Insel mit
über 10 km Radius. Für diese Annahme spricht der Verlauf der
Zwanzigmeter-Tiefenlinie, die etwa den bronzezeitlichen Küstenverlauf
widerspiegelt. Allerdings wurden bisher noch keine Unterwasserfunde gemacht,
die den Mittelpunkt genau an dieser Stelle belegen.
Ebenso sind bei der
detailreichen Beschreibung der „Königsinsel“ hinsichtlich der Größenangaben und
der Ausstattung einiger Bauwerke Zweifel angebracht. Es wird beispielsweise von
einem 93 m breiten und 31 m tiefen und mit Kupfer ausgelegten Kanal berichtet.
Der Haupttempel soll Ausmaße von 185 mal 93 m gehabt haben. G. Kehnscherper
vermutete daher, dass Platon nur ganz allgemein sein Wissen über die nördlich
der Alpen lebenden Völkerschaften zusammengefasst hat und die Insel Basileia
mit nur ganz wenigen „echten“ Bausteinen ausstattete. Die zentrale Trojaburg
mit insgesamt fünf Land- und Wasserringen und einem Außendurchmesser von 27
Stadien (5 km) wäre seiner Meinung nach nur die ins Überdimensionale
vergrößerte Kultanlage von Stonehenge gewesen (54).
Neuere Überlegungen machen es
allerdings wahrscheinlich, dass die gefangenen Philister den Ägyptern doch
relativ genaue Ortsbeschreibungen gaben. Einige in Museen ausgestellte
Fundgegenstände aus dem Gebiet der nordischen Bronzekultur verraten dazu
erstaunliche Einzelheiten, die bisher nur unbefriedigend gedeutet werden
konnten. Die Ornamentik mehrerer fast 1 m großen Rundschilde stellt nach
Auffassung von H. Zschweigert nichts anderes als das Zentrum der Insel Basileia
künstlerisch dar (55). So erkennt man die Land- und Wasserringe rings um den
Inselmittelpunkt mit dem ovalen Burghügel, die Überbrückungen über den schmalen
Schleusen, den äußeren langen Kanal bis zum Meer und auf einigen Schilden auch
Schwäne, die heiligen Vögel der Hyperboreer.
Bedeutsam ist ferner, dass
diese in Schweden gefundenen Bronzeschilde fast identisch verziert sind wie die
zwei aus Herzsprung in der Prignitz stammenden Schilde (56). Die so genannten Herzsprung-Schilde
fand man nicht nur im Gebiet der nordischen Bronzekultur, sondern auch auf den
Britischen Inseln, in Mitteleuropa, Spanien, Griechenland und auf Zypern. Die
Verbreitung dieser Schilde zeugt von der überregionalen Bedeutung und Verehrung
der wichtigsten Insel der Atlanter.
Tabelle
1: Die bedeutendsten Atlantis-Theorien im Vergleich (57)
(NBK=
Gebiet der nordischen Bronzekultur; MKn= Gebiet der Megalithkulturen)
Bem. 1) entsprechend den realen Gegebenheiten um -9000 bzw. -14./-13.
Jahrhundert.
2) ja, falls Vulkanausbruch um -1220; nein, falls Vulkanausbr. um -1628.
3) phönizische Gründung (= Cadiz ?) in S-Spanien, von -1100 bis -500.
Einige bis zu 12 cm große,
vornehmlich von Frauen getragene Gürtelscheiben erinnern ebenfalls in ihrer
künstlerischen Darstellung an das Zentrum der „Säulen- und Königsinsel“: Eine
mit einem kleinen Sporn versehene, leicht erhabene Mittelfläche ist umgeben von
mehreren Ringen, von denen jeder Zweite mit einem Wellenband dargestellt wurde.
Auch beim Sonnenwagen von Trundholm ist die vergoldete Scheibe nicht ideal
glatt, wie für eine Sonnendarstellung zu erwarten wäre, sondern mit einem
ähnlichen Ring- und Wellenmuster verziert.
Zu den „echten“ Bausteinen bei
der Beschreibung der Insel zählen sicherlich auch die mit Bernstein bedeckte
zentrale Säule, auf der Stiere geopfert wurden, die warme und kalte Quelle, die
„barbarisch“ aussehenden Tempel, der Heilige Hain, mehrere Häfen und das
„Kaufmannsviertel“. Wahrscheinlich steckt selbst in den angeblich mit Kupfer
ausgelegten Kanälen eine noch nicht richtig deutbare Information, denn einer
alten Helgoländer Sage zufolge soll auf dem Steingrund einst eine unermesslich
reiche Stadt mit kupfernen Kanälen gelegen haben.
Der
Untergang
Die verhältnismäßig friedliche,
von größeren kriegerischen Auseinandersetzungen freie Periode ging ab der Mitte
des -13. Jahrhunderts durch eine einsetzende Trockenheitsperiode und die darauf
folgenden Abwanderungen der frühen Urnenfelderleute zu Ende. Als die erste
Auswanderungswelle zwischen -1230 und -1220 Griechenland erreichte, ereignete
sich an der Nordseeküste eine furchtbare Naturkatastrophe. Auf diese machten
schon 1844 der dänische Forscher E. Forchhammer und 1910 der deutsche Geologe
D. Wildvang aufmerksam. Sie rekonstruierten eine mindestens 20 Meter hohe
Flutwelle, die demnach drei Mal höher war als die schlimmsten Sturmfluten, die
wir aus den letzten Jahrhunderten kennen. Mehrere Brandungswälle wurden an den
Küsten aufgerichtet, und eine Geröllschicht von 100 dänischen Quadratmeilen
(über 5000 km²) bedeckte das Landesinnere. Neben der Zerstörung der
Hauptbernsteininsel Althelgoland-Altsüdstrand und vieler fruchtbarer Marschen
wurde die gesamte Westküste Schleswig-Holsteins um etwa 60 km nach Osten hin
verschoben (58).
Das Zentrum von Atlantis versank
„an einem Tag und einer Nacht voller entsetzlicher Schrecken“. Wahrscheinlich
wurde diese extreme Nordsee-Sturmflut ausgelöst durch den Einschlag eines
Asteroiden im „Helgoländer Loch“ vier Kilometer südlich der Felseninsel. Die
alte griechische Legende vom Sturz des Phaéthon, die vom römischen Dichter Ovid
in seinen „Metamorphosen“ verarbeitet wurde, berichtet von einer „feurigen
Kugel“, die in die Mündung des Bernsteinflusses Eridanos gestürzt sei (59).
Vermutlich ist das 56 Meter
tiefe „Helgoländer Loch“ ein inzwischen mit Sedimenten bedeckter
untermeerischer Einschlagkrater. Es gibt aber noch weitere Hinweise auf ein
Impaktereignis. Nach dem Einschlag schien alten Überlieferungen zufolge einen
Tag lang nicht die Sonne, und die längere Zeit wütenden Brände waren
unerträglich für die Menschen. Auch ein durchgängiger Brandhorizont in den
Mooren der Norddeutschen Tiefebene bestätigt eine umfassende Katastrophe um
-1200. Es muss dabei ein orkanartiger Sturm getobt haben, denn unzählige der
als standhaft geltenden Eichen wurden entwurzelt. Archäologen fanden verkohlte
Überreste dieser Bäume in Schleswig-Holstein und im Emsland (60). Schließlich
berichten die altisländischen „Edden“ von einem dreijährigen Fimbulwinter im
Anschluss an „Ragnarök“, dem Weltuntergang in der Mythologie der alten
Germanen.
Vor der schleswigholsteinischen
Westküste breitete sich danach das heute noch jede Schifffahrt behindernde
Wattenmeer aus. „Die ungeheuren Schlammmassen, die die versinkende Insel
anhäufte“, finden so eine einleuchtende Erklärung. Durch die furchtbare
Katastrophe bildete sich die so genannte Lundener Nehrung, die den alten
Flusslauf der Eider nahe der heutigen Mündung versperrte. Deshalb wurde eine
Fahrt in das „jenseitige Meer“ von nun an unmöglich.
Atlantis soll in einer Zeit
„entsetzlicher Erdbeben“ versunken sein. Diesen Aspekt konnten
Naturwissenschaftler ebenfalls belegen. Am Ende des -13. Jahrhunderts kam es
nahezu zeitgleich zum Ausbruch mehrerer Vulkane im Mittelmeerraum, zu einer
Erdbebenserie im Nahen Osten und zur „Deukalionischen Flut“, die Griechenlands
Küsten heimsuchte. Auch im geologisch ruhigen Nordseegebiet löste der Einschlag
des Phaéthon laut Überlieferung ein Erdbeben aus, denn im Mündungsgebiet des
Eridanos „erbebte die Erde und sank um ein weniges tiefer“ (61).
Das von Platon so plastisch
geschilderte Leben der Bronzeleute sollte nach den Überschwemmungen und der
anhaltenden Klimaverschlechterung nicht mehr auf dieser Kulturhöhe
fortbestehen. Die danach im Gebiet der nordischen Bronzekultur verbliebene
Bevölkerung trug maßgeblich zur Herausbildung germanischer Stämme bei.
In den ersten eisenzeitlichen
Jahrhunderten senkte sich der Meeresspiegel der Nordsee infolge der allgemeinen
Abkühlung und anderer Faktoren. In der Helgoländer Bucht tauchten allmählich
wieder zahlreiche Inseln auf. Ihre durchgängige Besiedlung wenigstens seit dem
-4. Jahrhundert bis zum 14. Jahrhundert bezeugen antike Reiseberichte und
mittelalterliche Chroniken:
Die im letzten Krieg schwer
gezeichnete, aber nach 1952 neu bebaute Hochseeinsel zieht wieder viele
Besucher an. Ein Blick vom Oberland in Richtung Düne lässt heute kaum noch den
Gedanken an eines der bedeutendsten Handels- und Kultzentren der Bronzezeit
aufkommen. Als einzige Erinnerung daran ist nur der Name „Helgoland“ – Heiliges
Land – geblieben.
Seit Platons Zeiten beflügelte
die Legende von Atlantis menschliche Fantasie und Forscherdrang. Die
archäologischen Entdeckungen des vorigen Jahrhunderts brachten schließlich die
entscheidenden Erkenntnisse, die der Forscher Jürgen Spanuth in einer
wissenschaftlich fundierten Theorie zusammenfassen konnte. Die Lösung des alten
Rätsels führte überraschenderweise zu unseren eigenen, erstaunlich hoch
entwickelten Vorfahren und ihren europäischen Nachbarn. Die wertvollen
frühgeschichtlichen Überlieferungen über die Atlanter, Phäaken und Hyperboreer
werden dazu beitragen, die Lebensweise dieser Menschen besser zu verstehen.
Abb.
9: Helgoland in stürmischer See
Zusammenfassung
Platons Atlantislegende kann
als weitestgehend enträtselt gelten. Trotz vieler neuer Hypothesen, die in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgestellt wurden, ist weiterhin nur die
Theorie von Jürgen Spanuth in ihren Hauptaussagen stichhaltig. Sie kann als
Einzige unter anderem den Kriegszug der Atlanter gegen die damals mächtigsten
Länder des östlichen Mittelmeergebietes befriedigend erklären. Folgende Erkenntnisse
dürften beim gegenwärtigen Wissensstand der Wahrheit nahe kommen (63):
1) Alle Geschehnisse, die mit
dem Untergang von Atlantis im Zusammenhang stehen, ereigneten sich um -1200
(-1250 bis -1150).
2) Platons Beteuerung, er habe
die Informationen (über Zwischenstationen) von Solon erhalten und dieser
wiederum von ägyptischen Priestern in Sais, ist äußerst glaubwürdig. Noch heute
sind Dokumente zugänglich (Papyrus Harris, Wandreliefs im Totentempel Ramses‘
III. in Medinet Habu), die ganz ähnliche Ereignisse, wie im Atlantisbericht
beschreiben.
3) Die Atlanter befanden sich
unter den Nord- und Seevölkern, die um -1200 im Zuge der „Großen Wanderung der
frühen Urnenfelderleute“ Ägypten und andere Länder angriffen.
4) Ein Teil der Nord- und
Seevölker kam aus Mitteleuropa und dem Gebiet der nordischen Bronzekultur.
5) Am Ende der Bronzezeit
versanken in der Deutschen Bucht zahlreiche Marschen, Inseln und Teile der
jütischen Halbinsel. Nur hier kann sich Atlantis (im engeren Sinne) befunden
haben.
6) Basileia, die „Heilige
Insel“ der Atlanter, war eine größere zusammenhängende Insel, die sich vom
heutigen Helgoland bis zur ehemaligen Insel „Südstrand“ erstreckte.
7) Basileia ist mit hoher
Wahrscheinlichkeit identisch mit der Phäakeninsel „Scheria“ (in Homers
„Odyssee“) und der Insel „Helixoia“ bzw. „Elektris“ in den Sagen über die
Hyperboreer.
8) Als Untergangsursache für
die Gebiete in der Deutschen Bucht kommt der Einschlag eines Asteroiden um
-1220 in Frage (der Beweis durch Fachwissenschaftler steht allerdings noch
aus). Damit könnte auch die griechische Sage vom „Sturz des Phaéthon“ eine
naturwissenschaftliche Erklärung finden.
Wo lag Atlantis bzw. welche
Gebiete umfasste Atlantis? Mit „Atlantis“ bezeichnete Platon drei
unterschiedliche Gebiete:
1) Die Insel „Basileia“ als
Zentrum von Atlantis; 127 Stadien (etwa 23 km) im Durchmesser: die
bronzezeitliche Insel Althelgoland/Altsüdstrand.
2) Das „Reich des Atlas“; die
2000 mal 3000 Stadien (ca. 370 km mal 560 km) große Ebene mit einem Gebirge im
Norden: das Gebiet der nordischen Bronzekultur.
3) Der „Kulturbereich der
Atlanter“, d. h. die zehn Königreiche insgesamt; das Gebiet war „größer als
Libyen und (Klein-) Asien zusammengenommen“: das Verbreitungsgebiet der
Megalithkulturen in der Jungsteinzeit. Wahrscheinlich ist auch das
Verbreitungsgebiet der Bandkeramiker in Mitteleuropa hinzuzurechnen.
Darüber hinaus flossen in den
Atlantisbericht möglicherweise Informationen über Gebiete ein, die man nicht zu
Atlantis (1.-3.) zählen kann, z. B. über transatlantische Stützpunkte.
Atlantis (im weitesten Sinne)
existierte somit von ca. -5000 bis ca. -1220 und umfasste vor allem diejenigen
europäischen Gebiete, in denen astronomisch orientierte Megalithbauten und
große Kreisgrabenanlagen errichtet wurden. Zu den wichtigsten archäologischen
Funden aus der Bronzezeit kann man den „Sonnenwagen von Trundholm“ und die
„Sternscheibe von Nebra“ zählen (etwa Mitte -2. Jahrtausends).
Wichtige Entdeckungen, die noch
nicht allgemein anerkannt sind
a) Kupfererz wurde (wenigstens)
seit der Bronzezeit auf Helgoland abgebaut und verhüttet. (J. Spanuth 1953, W.
Lorenzen 1965).
b) Herausgehobene Personen der
Gesellschaft benutzten bereits in der Bronzezeit im Gebiet des nordischen
Kreises eine Alphabetschrift (Proto-Tifinagh-Schrift, B. Fell 1982).
c) Bereits zu Beginn des -2.
Jahrtausends waren Seefahrer aus einigen an die Nordsee grenzenden Ländern in
der Lage, den Atlantik zu überqueren und Amerika zu erreichen (B. Fell 1982).
Ausblick
Der Streit um Atlantis wird
sicherlich noch einige Jahrzehnte andauern, weil sich Platons Dialoge nicht in
allen Abschnitten eindeutig auslegen lassen. Allmählich wird sich aber die
Vorstellung von einem „Atlantis im Norden“ durchsetzen. Dazu tragen auch solche
Aufsehen erregenden Funde wie die Sternscheibe von Nebra bei, die das Interesse
der Archäologen an den frühen europäischen Hochkulturen spürbar verstärkt hat.
Es ist zu erwarten, dass durch zukünftige Entdeckungen auch einige noch
verbliebene Rätsel des Atlantisberichts gelöst werden können.
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Anmerkungen
1)
Platon, Dialog Kritias 108d – 121c, Dialog Timaios 19b – 27, zitiert u. a. bei
Spanuth 1977, S. 445 ff.
2)
Sachliche Erörterung und Gegenüberstellung der wichtigsten Atlantistheorien bei
G. Gadow 1973, A. Franke 1978 und G. Kehnscherper 1978.
3)
9000 Jahre vor Solon soll Atlantis noch existiert haben und der Krieg zwischen
den Atlantern und den Völkern im östlichen Mittelmeerraum ausgebrochen sein;
zur Zeit einer ägyptischen Reichsgründung (angeblich 8000 Jahre vor Solon) war
Atlantis laut Überlieferung schon untergegangen.
4)
Außerdem bei Plutarch (46 – 120): „Die Ägypter rechnen einen Monat für ein
Jahr“. Diodor von Sizilien schreibt von den Ägyptern: „In alter Zeit, als die
Bewegungen der Sonne noch nicht bekannt waren, pflegte man das Jahr nach dem
Lauf des Mondes zu berechnen. Folglich bestand das Jahr aus 28 Tagen ...“, s.
a. Spanuth, 1977, S. 25 – 26.
5)
Franke, S. 11 - 19, Spanuth, 1977, S. 18 – 21. Mit dieser engen zeitlichen
Eingrenzung entfallen auch alle Hypothesen, die den Untergang von Atlantis erst
in die Eisenzeit nach -1000 verlegen wollen.
6)
Spanuth 1953, S. 31 und Spanuth, 1977, S. 29 ff.
7)
Auch gegenwärtig wird manchmal noch die unhaltbare Meinung vertreten, dass es
sich um Piraten aus dem ägäischen Raum handeln müsse, siehe „Spiegel“ Nr.
53/1998, „Das Puzzle des Philosophen“, S. 165; die „Große Wanderung der frühen
Urnenfelderleute“ wurde früher auch als „Dorische Wanderung“ bezeichnet.
8)
„Haunebu“ bedeutet so viel „Hafenbauer“ (oder „Haffbewohner“); vgl. H. auch mit
dem Namen „Haithabu“ (Stadt im Mittelalter bei Schleswig).
9) Spanuth, 1977, S. 32 f.; Strohmeyer, S. 77.
10)
Zschweigert 1993, S. 38.
11)
Der von einigen Forschern als Kanalbau der Wikingerzeit angesehene Ko-Graben
südwestlich von Schleswig wurde möglicherweise auch in der Bronzezeit genutzt;
s. a. K. Goldmann.
12) Spanuth
1953, S. 86.
13)
Das Schlammmeer wurde durch Anhänger der Thera-/Kreta-Theorie auch als
Bimsstein-Meer gedeutet, das als Folge der Santorin-Explosion entstand;
Anmerkung: Ein an der Oberfläche schwimmender Bimsstein-„Teppich“ lässt sich
erwiesenermaßen mit einem Schiff durchfahren; außerdem hätte er zu Platons Zeit
schon längst nicht mehr existiert.
14)
Spanuth 1953; S. 95 – 101.
15)
Spanuth 1980, S. 116; nachlesbar in „Suda“ (bzw. Suidas), einem umfangreichen
griechisch-byzantinischen Wort- und Sachlexikon, das um 1000 entstand.
16)
Andere Deutungen für Oreichalkos: Messing (P. Borchardt u. v. a), Stahl (U.
Topper), Rotgold (C. Wagenseil), Legierung aus Kupfer/Silber (F. Netolitzky),
Kupfer-Nickel-Arsen-Verbindung (J. Rittstieg),Obsidian (S. Schoppe).
17) Um
Spanuths Ansichten zu widersprechen, stellten 1953 der Kieler Geologe K. Gripp
u. a. Wissenschaftler die Behauptung auf, dass es auf Helgoland niemals Kupfer
gegeben habe; s. a. Kehnscherper 1983, S. 16; Spanuth 1977, S. 42 f.; Spanuths
Untersuchungen wurden bestätigt von den deutschen Metallurgen H. Otto (1948)
und W. Witter (1948), dem französischen Archäometallurgen J. R. Maréchal (1959)
sowie dem Flensburger Chemiker W. Lorenzen (1965).
18) H.
Zschweigert in Meier, G., 1999, S. 62-75.
19)
Spanuth 1977, S. 364 ff., Kehnscherper 1978, S. 84 f.
20)
Odyssee 5, 269 f., zitiert bei Spanuth 1977 S. 378.
21)
Heutige Sternkarten sind für die Rekonstruktion des Segelkurses um -1300 zu
ungenau wegen der fehlenden Berücksichtigung der Präzession der Erdachse; s. a.
Bartholomäus; Meier/Zschweigert S. 362 f.
22)
Bei einer anderen Deutung wird „Scheria“ von „Schera“ (d. h. „Handel“ im
Phönizischen) abgeleitet.
23)
Weitere Lokalisierungen für Scheria: i. a. Korfu; Penzance (Cornwall; H.
Steuerwald 1981).
24) Drößler, S. 177 f.; Spanuth 1977, S. 129 – 132,
Spanuth 1980, S. 57 f., S. 79 f.
25) Gadow, S. 142 f.
26)
Gadow, S. 138 ff.; Kehnscherper 1978, S. 108 – 110.
27)
(Eigenbericht) Hamburger Echo vom 15.9.1951.
28)
Eine C14-Datierung der Funde ergab einen Herstellungszeitraum im frühen
Mittelalter. Das ist allerdings zweifelhaft, weil dann der Verhüttungsplatz
vier bis sechs Meter unter Wasser gelegen hätte. S. a. Spanuth, 1980, S. 158
f.
30) Gadow, S. 116 f.
31) S. a. Spanuth, 1953, S. 133 f.
32) Gadow, S. 77 – 79; Spanuth 1977, S. 284.
33) Im
Griechischen könnte „élaphos“ (Hirsch) mit „eléphas“ (Elefant) verwechselt
worden sein; „Elefant“ könnte aber auch vom gemeinindogermanischen „elebhant“
abstammen (d. h. ursprünglich Urstier bzw. Auerochse); s. a. Gadow, S. 118 –
127; Spanuth 1977, S. 180 – 185.
34)
Spanuth 1953, S. 101 – 105; Spanuth 1965, S. 361 – 385; Lorenzen; Kehnscherper
1983, S. 17.
35)
P.M.-Magazin Nr. 4/1996, „Schatzsuche im ältesten Wrack der Welt“, S. 34 ff.,
Deutung des Autors C. Roland: Kupfer von Zypern, Bernstein von der Ostseeküste,
Zinn aus Afghanistan.
36) Spanuth, 1977, S. 115 bzw. 471.
37)
Fischer, S. 229 und Fell/Maass, S. 21 ff.
38)
Fell/Maass, S. 44 f.; die bronzezeitlichen Vorfahren der Kelten benutzten
hingegen ein anderes, als „Ogam Consaine“ bezeichnetes Alphabet.
39)
Fischer, S. 235 f.
40) Im
Bezirk Tanum (Bohuslän/schwedische Ostseeküste südlich der norwegischen Grenze)
befindet sich bei Fossum das 1951 gegründete erste Felsbildmuseum der Welt;
weitere Freilichtmuseen in Grebbestad und in den Ortschaften der Umgebung.
41) Gadow, S. 126; Spanuth 1977, S. 183.
42) B.Fell / H.Maass, S. 47.
43)
Stender.
44)
Sudhoff; Anm.: sämtliche Atlantiküberquerungen vor den Wikingern sind noch
immer umstritten.
45)
Kehnscherper 1978, S. 66.
46)
Bartholomäus, S. 54 – 65.
47)
Meier, Zschweigert, S. 379 – 381; Thirslund.
48)
Diodor von Sizilien, 3. Buch, 56; zitiert in Spanuth 1977, S. 210 f.; statt
Atlas wird manchmal auch Uranos als Ahnherr der Atlanter angesehen.
49)
Müller.
50) K.
Bedal; S. 67 ff., Meier/Zschweigert, S. 259 ff.
51)
Das „Megalithische Yard“ (manchmal auch als „Megalithische Elle“ bezeichnet)
hat offenbar die Vorgeschichte überdauert. Im Entdeckungszeitalter war noch die
spanische Vara (83,6 cm) gültig. Einige spanisch beeinflusste Länder Amerikas
übernahmen die Vara ebenfalls (Mexiko 83,8 cm, Texas 84,7 cm,Peru 83,9 cm). Die
Bayerische Elle (83,3 cm) war bis zur Einführung des Meters in Gebrauch.
52)
Ein Kreis von 1 Stadion Durchmesser hat 700 MY Umfang. Die vorgeschichtliche
Rennbahn nahe Stonehenge hatte eine Länge von genau 15 Stadien (in anderen
Maßeinheiten keine runde Maßzahl); s. a. H. Zschweigert in Meier 1999, S.
507-512.
53)
Schlosser, S. 192.
54)
Kehnscherper 1978, S. 123.
55)
Briefliche Mitteilung von H. Zschweigert an den Verfasser vom 22.7.2004.
56)
Probst; S. 343; Spanuth 1953, S. 68.
57)
Auch neuere Hypothesen wie die von E. Zangger (Troja), A. Hausmann (Sizilien),
S. Schoppe (Schwarzes Meer) und R. Kühne/W. Wickboldt (S-Spanien nahe der
Mündung des Guadalquivir) schneiden im Vergleich zu Spanuths Theorie nicht
besser als die Tartessos-Hypothese ab, aber zumindest das
jungsteinzeitliche/bronzezeitliche S-Spanien steht im Zusammenhang mit Atlantis
(das „Gadeirische Land“).
58) Spanuth 1953, S. 26 – 37; 1977, S. 273 – 278.
59)
Spanuth 1965, S. 167 – 210; Meier 1999, S. 79 – 82; Bischoff.
60)
Briefl. Mitteilung von H. Zschweigert am 16.9.1992 an J. Spanuth über einen
Besuch im Moormuseum in Groß Hesepe.
61) In
den „Metamorphosen“ des römischen Dichters Ovid, zitiert in Drößler, S. 176 f.
62)
Spanuth 1980, S. 114; ein ähnliches Schicksal erlitt die im Mittelalter etwa 25
km lange bogenförmige Insel Alt-Nordstrand, die nach einer schweren Sturmflut
im Jahre 1634 in zwei größere Inseln ( Nordstrand, Pellworm ) und mehrere
kleine Inseln zerfiel.
63) S. a. Spanuth 1980, S. 5 f.; ähnliche Ansichten
bei Kehnscherper 1978, S. 122 f.; Strohmeyer S. 41 f.; Rathjen.
(c) 2005 Günter Bischoff